Wer eine „Feuerwehr“, einen „Hafen“ oder einen „Bauernhof“ als funktionierende und logisch geordnete Arbeits- und Lebensbereiche darstellen will, unterliegt einem strengen gedanklich-inhaltlichen Konzept. Ambivalenzen sind hier nicht erlaubt. Eindeutigkeit ist das Gebot. Sach-, Funktions-, und Verhaltensbezüge müssen visuell ablesbar und einsehbar gemacht werden. Solche Auflagen haben bildnerische Folgen.
Eine genaue Formen- und Farbenartikulation ist ebenso vonnöten, wie eine Dramaturgie der Ereignisse oder Geschehnisse verlangt werden muß. Additiv zu arbeiten ist hier nicht möglich. Unvorhersehbares, Vorläufiges, in Frage Gestelltes ist in solchen Bildern nicht zugelassen. Und folglich werden diese Arbeiten Sabine Grazianskis streng komponiert mit Handlungsschwerpunkten, Ruhezonen oder Nebenereignissen. Sie ähneln den freien Arbeiten folglich nicht mehr.
Man könnte diese Illustrationen daher als inkonsequent gegenüber den freien Arbeiten bezeichnen. Man könnte auch umgekehrt argumentieren. Man könnte -- wenn nicht auch in diesen Bildern ein kleines Gran von Absurdität enthalten wäre. Ein kleiner Junge springt schmunzelnd in ein Sprungtuch, während um ihn herum Angst und Konzentration herrscht. Kinder hissen heimlich gegen das Freizeitgebaren und Vornehmgetue auf einem Ozeandampfer die Piratenflagge. Aus einem Wald mit netten Tieren starren plötzlich zwei unheimliche Augen. Randepisoden gewiß, aber in ihnen zeigt sich so etwas wie ein subversiver Humor, der zum voll ausgespielten Zweifel der freien Blätter in einem deutlichen Bezug steht.
Günter Drebusch